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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 76

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
76 1208 1210 1212 1218 1215 1227 1228 1230 1235 1237 1239 1245 1250 1250 bis 1254 P h^ipp wird zubamberg vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus Rache für eine persönliche Beleidigung ermordet. Otto Iv. wird von allen Seiten anerkannt und verlobt sich mit Philipps Tochter Beatrix. Otto wird vom Papst Innocenz lll. gebannt, da er im Kirchenstaate mit alter kaiserlicher Vollmacht schalten will. (Die Malthildischen Güter.) Heinrichs Vi. Lwhn, Friedrich, eilt, ausgerüstet mit dem Golde des Papstes, nach Deutschland und — alles fällt dem jungen Kaisersohne zu. Otto Iv. stirbt verlassen auf der Harzburg. 5. Friedrich Ii. 1215—1250. Friedrich Ii verspricht bei seiner Krönung, seinem jungen Sohne Neapel und ©teilten abzutreten und einen Zug nach dem heiligen Lande zu unternehmen. Friedrich Ii. erfüllt auf Andrängen des Papstes Gregor Ix. fein Versprechen, einen Kreuzzug zu unternehmen, kehrt aber nach wenigen Tagen wieder zurück, weil eine Krankheit ihn befallen. Der Papst traut diesem Grunde nicht und thut den Kaiser in den Bann. Friedrich zieht nach Jerusalem und erlangt durch friedliche Unterhandlung mit dem Sultan Kamel von Ägypten Jerusalem, Nazareth, Bethlehem und andere heilige Stätten. Zurückgekehrt, treibt er die päpstlichen Soldaten aus seinem Königreiche Neapel und zwingt den Papst zum Frieden von St. Germano und zur Zurücknahme des Bannfluches. Friedrichs Ii. Sohn, Heinrich, der als Stellvertreter des Vaters in Deutschland regiert, empört sich. Friedrich kommt nach Deutschland und nötigt den Sohn zur Unterwerfung. Reichstag in Mainz. Landfriede geboten. Friedrich Ii. siegt bei Cortenuova über die lombardischen Städte. Gregor Ix. spricht von neuem den Bann über ihn aus. Jnnoeenz Iv., der Nachfolger Gregors Ix., ein früherer Freund des Kaisers, als Papst sein erbittertster Feind, „da kein Papst Ghibelline sein könne", bannt Friedrich zu Lyon und spricht ihm und dem „babylonischen" Geschlechte der Staufer jede Herrschaft ab. Friedrich kämpft ungebeugt weiter. Friedrich stirbt im kräftigsten Mannesalter. 6. Ausgang dcr Staufer. 1250—1272. Konrad Iv., Friedrichs Sohn, hält sich in Deutschland dem „Pfaffen-fönige" Wilhelm von Holland gegenüber, aber ohne Macht und Ansehen.

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. uncounted

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Berichtigung zu Seite 127, Zeile 13 v. u. im I. Teile: Die Manessische Handschrift ist unter der Regierung Kaiser Wilhelms I. durch Vermittlung des Buchhänblers Carl Trübner aus Straßburg für 300 000 Mark zurückgekauft und auf Befehl Kaiser Friebrichs Iii. am 10. April 1888 der Bibliotheka Palatina in Heibel-berg übergeben worben.

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 6

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
6 Smt Am 28. Januar 1256 war Wilhelm v. Holland, der Gegen-rlich' konig Konrads Iv. v. Hohenstaufen, von friesischen Bauern erschlagen worden, und die Frage: „Wer soll jetzt des Reiches Hüter sein?" beschäftigte alle Gemüter. Unter der Not der schweren Zeit, welche bereits mit dem Ableben Kaiser Friedrichs Ii. (f 1250) begonnen hatte, litten besonders Bürger und Bauern, aber nur die Städte fühlten noch Kraft genug in sich, auf die Beseitigung des unheilvollen Zustandes, der alle bestehenden Verhältnisse umzustürzen drohte, hinzuwirken. Bald nach dem Tode Wilhelms v. Holland hielten die rheinischen Städte eine Bundesversammlung in Mainz, auf welcher die Erhaltung des deutschen Königtums und die Einheit des Reiches den Mittelpunkt der Besprechungen bildeten. Auch die Fürsten schauten nach einem neuen Herrscher aus, konnten aber lange zu keinem Entschlüsse kommen, da niemand unter ihnen außer dem Markgrafen Otto Iii. v. Brandenburg geneigt war, die erdrückende Last der Krone auf sich zu nehmen. Konrad von Hoch staden, Erzbischof von Köln, schlug endlich einen fremden Fürsten, den Prinzen Richard von Corn-wallis, Bruder Heinrichs Iii. von England, vor. Dieser Prinz, bestochen von dem Glanze der altehrwürdigen Königskrone, ließ es sich große mummen kosten, die mächtigsten Reichsfürsten zu erkaufen. Er war indes nicht der einzige Bewerber. Auch Alfons von Kastilien sparte weder Geld noch Verheißungen, um König zu werden. Infolge dieser Bestrebungen kam es zu einer Doppelwahl. Am 13. Januar 1257 ward Richard v. Cornwallis aus dem Fraukenfelde vor Frankfurt a. M. zum Herrscher ausgerufen; wenige Monate später, am 1. April desselben Jahres erkoren der Erzbischof von Trier und seine Anhänger den Spanier zum König. Letzterer ist nie nach Deutschland gekommen, Richard dagegen kam mehrere Male von England herüber. Mit vollen Händen verschenkte er des Reiches Rechte und englisches Gelt), aber Ansehen konnte er dadurch nicht gewinnen und blieb daher schließlich in England. Er starb 1272. Während dieser Zeit durchtobten endlose Fehden der Fürsten untereinander und mit den Städten das Land. Hielt sich doch jeder für berechtigt, Fehde zu beginnen, wenn er sie nur drei Tage vorher dem ,Thü- Gegner hatte ansagen lassen. rdtfiim Unter ^efert Fehden erregen besonders zwei die Aufmerksamkeit, der "Erb- thüringische und der österreichische Erbsolgekrieg. 1247 war krieg, mit Heinrich Raspe, Gegenkönig Kaiser Friedrichs Ii., der Mannesstamm

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 187

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
187 1683. Die Türken bringen bis Wien vor und belagern die Stadt. Felbinarschall Rübiger von Stahremberg verteibigt mit größter Tapferkeit Wien. Nach acht Wochen langer Belagerung entsetzen das Reichsheer unter Karl von Lothringen und ein Ersatzheer unter Johann Sobiesky v. Polen die Stadt. Am 12. September werben die Türken vollstänbig geschlagen. 1697. Eugen von Savoyen (ober, wie er seinen Namen mit 3 Sprachen zu unterschreiben pflegte: »Eugenio von Savoye«), von Ludwig Xiv. spottweise „der kleine Abbe" genannt, schlägt ein Türkenheer bei Zenta an der Theiß. 1699. Im Frieden von Carlowitz tritt die Türkei ganz Ungarn an Österreich ab. c) Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640—1688, 1640. Friedrich Wilhelm, fern vom Hofe seines Vaters Georg Wilhelm in einfachen Sitten erzogen und durch vierjährigen Aufenthalt in Hollanb (sucht Kriegsgefahren, z. B. in der Belagerung von Breba, auf, lernt die religiöse wie staatliche Freiheit, die Orbnnng und Gesetze Hollanbs kennen) aufs beste für seinen hohen Berns vorbereitet, tritt 20 Jahre alt die Regierung an. Friedrich Wilhelm grünbet ein stehenbes Heer und richtet eine einheitliche preußische Verwaltung ein. 1642. Friedrich Wilhelm schließt mit beit Schweden, welche die Mark fürchterlich aussogen, Frieden. 1648. Im Westfälischen Frieden erwirbt er Hinterpommern, Magbe-bnrg, Halber stabt und Minb en. 1656. Im Kampfe zwischen Schweden und Polen stellt sich der Kurfürst auf Seite der Schweden, um von der polnischen Oberhoheit über das Herzogtum Preußen befreit zu werben. Die Schlacht bei Warschau (28. bis 30. Juli) fällt zu gunsten der Schweden und Branbenburger ans. 1656. Im Vertrage zu Labiau verbürgt ihm der König von Schweden, Karl X. Gustav, Preußen als ein unabhängiges Herzogtum. 1657. Der König von Polen, der zuerst gebroht hatte, „er werbe den Kurfürsten bahin bringen, wo ihn toeber Sonne noch Monb bescheine," bietet ihm jetzt benselben Preis. Der Kurfürst tritt luieber auf Polens Seite, das im Vertrag von Wehlau ihm basselbe wie Schweden bewilligt. 1660, 3. Mai. Nach dem Tode Karls X. wirb im Frieden zu Oliva, einem Kloster bei Danzig, der Vertrag von Wehlan bestätigt. 1672. Friedrich Wilhelm eilt, unter allen Fürsten zuerst, dem von Ludwig Xiv. angegriffenen Holland zu Hilfe. 1673. Durch Neib und Mißgunst seitens Österreichs gehemmt, sieht er sich genötigt, den Frieden zu Vossem abzuschließen. 1674. Als das Deutsche Reich in beit Krieg tritt, steht er wieber am Rhein. 1675. 18. Juni, Ludwig Xiv. weckt dem Kurfürsten in den Schweden einen neuen Feind. Die Schweden fallen plünbernb, morbenb und fengenb in Branbenbiirg ein, werben aber bei Fehrbellin geschlagen. 1678. Der Kurfürst erobert das den Schweden gehörige Pommern.

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 224

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
224 500 Thaler Gehaltszulage aus dem Ertrage der Accise gewährt. Ju dem neu erbauten Stadtteil Friedrichswerder stiftete der Große Kurfürst eine höhere Schule, das jetzige Friedrich-Werdersche Gymnasium. Zur Neueinrichtung der im Kriege fast ganz zu Grunde gegangenen Universität zu Frankfurt an der Oder und Wiedereröffung des Joachims-thalschen Gymnasiums opferte Friedrich Wilhelm den vierten Teil seiner Einkünfte aus dem Halberstädtischen, Magdeburger und Mindenschen Kanonikate und bestimmte die Zinsen eines Kapitals von 20000 Thalern zu Stipendien für Studierende der Universität Frankfurt. Ferner errichtete er 1671 zu Frankfurt eine Ritterakademie, in welcher von Reit-, Fecht-, Tanz- und Sprachenmeistern ilntemcht erteilt wurde. Während der östliche Teil des Landes zur Pflege der Wissenschaften die lutherische Universität zu Frankfurt a. d. O. besaß, entbehrte der westliche Teil noch immer einer Hochschule. Schon vor hundert Jahren war beabsichtigt, zu Duisburg eine Universität zu gründen. Der Große Kurfürst verwirklichte den Plan. Er stiftete zu Duisburg eine reformierte Universität, wies zu ihrem Bestände viele Güter an und berief gelehrte Männer zu Professoren. Im Jahre 1655 konnte diese Hochschule von dem Fürsten Moritz von Nassau eingeweiht werden. Die von früheren Kurfürsten, namentlich von Johann Cicero und Joachim Ii. gesammelte kurfürstliche Bibliothek war im Laufe der Zeit gänzlich vernachlässigt. Als Friedrich Wilhelm einst zufällig auf dem Schloßboden unter dem Dache viele wertvolle Bücher fand, ließ er diese sofort hervorholen und durch den zum Oberbibliothekar ernannten gelehrten Johann Rave zu einer Bibliothek zusammenstellen. Im Jahre 1661 wurde ein Flügel des Schlosses zur Aufnahme dieser Bibliothek -angewiesen. Schnell vermehrte sich die Zahl der Bände. Der Kurfürst bestimmte gewisse Einkünfte zum Ankauf neuer Bücher. Die Verlagsbuchhandlungen verpflichtete er, ein Exemplar von neu erschienenen Werken für die Bibliothek frei zu liefern. Auch durch Schenkungen anderer Art lam manche wertvolle Schrift in den Besitz der Bibliothek. Dieselbe -umfaßte nach dem Tode des Kurfürsten bereits 20600 Bände und 1618 Handschriften. Großes Interesse hatte Friedrich Wilhelm sür indische iind chinesische Handschriften. Er ließ solche in Holland ankaufen und gewährte dazu die Mittel aus seiner eigenen Kasse. Mit großer Bereitwilligkeit stellte er die Schätze der Bibliothek als eine rechte „Geistesnahrung" dem Publikum zu Gebote. So wurde der Große Kurfürst -auch der Gründer der heutigen königlichen Bibliothek.

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 226

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
226 Die Kunst war tum den früheren Kurfürsten wenig oder gar nicht gepflegt worden. Schwache Anfänge in der Pflege der Musik finden wir bei Joachim Ii., Johann Georg und Johann Sigismund; ersterer hielt uur einige Musiker, die letzteren geboten über eine kleine Kapelle von Musikern und Sängern. Obgleich der prachtliebende Joachim Ii. Jagdschlösser bauen und Parkanlagen Herstellen ließ, so gab es doch in der Mark beim Regierungsantritte des Großen Kurfürsten weder Bau-künstler noch Kunstgärtner, nicht besser stand es mit den andern Künsten. Der Große Kurfürst war für das Schöne sehr empfänglich; aber es fehlte ihm an den nötigen Mitteln und Personen, die Kunst so, wie er es wünschte, zu fördern. Dennoch hat er auch aus diesem Gebiet viel und Bleibendes geleistet. Er gründete Sammlungen von Gemälden, Münzen und Altertümern. Im Herzogtum Cleve, namentlich auf dem klassischen Boden von Xanten, ließ er Ausgrabungen veranstalten und gewann dort Denkmäler alter Zeit. Wo sich die Gelegenheit bot, erwarb er ausländische Seegewächse, Muscheln, altertümliche und ausländische Waffen und Gerätschaften. Im Jahre 1673 langten aus Batavia fünf Schiffsladungen von Waffen, Kleidungsstücken und Gerätschaften ans Japan, Tnnkin, von den Molukken, aus Vorderindien und Ceylon an. Die Kunstkammer in Berlin verdankt dem Großen Kurfürsten ihr Entstehen. Wer heute durch die Räume des Hohen-zollern- und des königlichen Museums wandert, denkt wohl selten daran, daß die hier aufgestellten Schätze zum nicht geringen Teil durch den Kunstsinn Friedrich Wilhelms dorthin gelangt sind. Künstler aller Art wurden von ihm begünstigt und namentlich aus Holland, in welchem Lande damals besonders die Kunst eine hingebende Pflege fand, nach Brandenburg berufen, so z. B. der Maler Honthorst, der Bildhauer Larson, der Erzgießer Vignerol, die Elfenbeinschnitzer Stern und Dabler, der Baumeister Memhardt. Auch die Baukunst hat Friedrich Wilhelm nach Maßgabe der ihm zu Gebote stehenden Mittel treulich gefördert. Das prachtvollste Bauwerk aus dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts, das Zeughaus in Berlin, wurde von Nering schon unter dem Großen Kurfürsten begonnen. Mit welchem Eifer Friedrich Wilhelm den Schönheitssinn und das Schicklichkeitsgefühl seiner Unterthanen zu heben suchte, ersehen wir besonders aus der großen baulichen Veränderung, welche mit der Stadt Berlin während seiner Regierung vor sich ging. Als der Große Kurfürst die Regierung antrat, bot Berlin ein Bild der Zerstörung und

7. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 245

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
245 druckereien in Berlin, deren Hauptgeschäfte jedoch im Druck von Leichenpredigten, Hochzeits- und Gelegenheitsgedichten und theologischen Streitschriften bestand. Wie die Wissenschaften suchte Friedrich auch die Künste nach Kräften zu fördern. Zn diesem Zwecke errichtete er schon im Jahre 1699 die Akademie der Künste. Nach dem Muster ähnlicher Anstalten in Rom und Paris sollte dieselbe eine höhere Lehranstalt für alle Zweige der Kunst werden. Die Jünger der Kunst sollten, wie es in der Stiftungsurkunde heißt, sorgfältig unterwiesen und vervollkommnet werden, die dreister dagegen zu einer verbrüderten Genossenschaft zusammentreten, um dnrch aufrichtiges Urteil und höfliches Besprechen ihrer Werke einer den anderen in der Kunst zu vervollkommnen und zu befestigen. Die Entwürfe zu jedem für den Hof bestimmten Kunstwerk mußten der Akademie der Künste zur Prüsung und Beurteilung vorgelegt werden. Es war die erste derartige Austalt, die in Deutschland errichtet ward. Ihr Einfluß auf Künstler und selbst auf Handwerker war ein sehr bedeutender, namentlich bei solchen, die künstlerische Ausbildung erfordern. Der Ruf der Berliner Kunstakademie drang bald bis ins Ausland, und viele besuchten dieselbe, um sich in Künsten und Handwerk auszubilden. Insbesondere nahm die Bildhauerkunst unter Friedrich einen bedeutenden Aufschwung, zumal nachdem Andreas Schlüter im Jahre 1692 als Oberbaudirektor nach Berlin berufen worden war. Sein größtes Werk ist die Reiterstatue des Großen Kurfürsten ans der nach diesem Bildwerk genannten Kurfürstenbrücke. Auch mit einer großen Anzahl von Bauwerken, die unter der Regierung Friedrichs entstanden, ist der Name Schlüters zu unvergänglichem Gedächtnis verknüpft. Die erste Stelle unter denselben nimmt das neue Zeughaus ein, das noch jetzt der Stadt Berlin zur größten Zierde gereicht. Ein zweites großartiges Werk Schlüters ist die Vollendung des königlichen Schlosses, das durch ihn im wesentlichen seine jetzige Gestalt erhalten hat. Es war keine kleine Aufgabe für ihn, aus den in den verschiedensten Zeitaltern errichteten Gebäuden, die ohne Ordnung und Ebenmaß aneinander gebaut waren, ein zusammenhängendes Ganzes, einen Palast von edlem Ansehen zu schaffen; doch überwand Schlüter mit überraschender Meisterschaft alle Schwierigkeiten, die sich ihm in den Weg stellten. Trotzdem führte der Umbau des Schlosses den Sturz des größten unter den damaligen Meistern der Kunst herbei: er sollte den nach der Schloßfreiheit zustehenden, von Kurfürst Friedrich Wilhelm erbauten Münzturm

8. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 248

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
248 der deutschen Haustyrannen, das alle Leidenschaft des Mannes aus dem unfreien öffentlichen Leben in die Enge des Hauses zurückdrängte. Streng und freudlos, abschreckend kahl und dürftig ward das Leben unter dem banausischen Regiment des gestrengen Herrschers. Die harte Einseitigkeit seines Geistes schätzte nur die einfachen sittlichen und wirtschaftlichen Kräfte, welche den Staat im Innersten zusammenhalten; er warf sich mit der ganzen Wucht seines herrischen Willens ans das Gebiet der Verwaltung und bewährte hier die ursprüngliche Kraft eines schöpferischen Geistes. So fest und folgerecht wie einst Wilhelm der Eroberer in dem unterworfenen England richtete Friedrich Wilhelm I. den Bau des Einheitsstaates über der Trümmerwelt seiner Territorien auf. Doch nicht als ein Landgut seines Hauses erschien ihm der geeinte Staat wie jenem Normannen; vielmehr lebte in dem Kopfe des ungelehrten Fürsten merkwürdig klar und bewußt der Staatsgedanke der neuen Naturrechtslehre: daß der Staat bestehe zum Besten aller und der König berufen sei, in unparteiischer Gerechtigkeit über allen Ständen zu walten, das öffentliche Wohl zu vertreten gegen Sonderrecht und Sondervorteil. Diesem Gedanken hat er sein rastloses Schaffen gewidmet; und wenn sein Fuß mit den lockeren Unsitten des väterlichen Hofes auch alle die Keime reicherer Bildung gewaltsam zertrat, die unter Friedrich I. sich zu entfalten begannen, so that er doch das Notwendige. Die feste Mannszucht eines wehrhaften, arbeitsamen Volkes war für Preußens Zukunft wichtiger als jene vorzeitige Blüte der Kunst und Wissenschaft. Eine sanftere Hand, als die seine war, hätte die Zuchtlosigkeit alt-ständischer Libertüt niemals unter die Majestät des gemeinen Rechts gebeugt: zartere Naturen als diese niederdeutschen Kerneichen Friedrich Wilhelm und sein Wildling Leopold von Dessau hätten dem Sturmwinde welschen Wesens, der damals über die deutschen Höfe dahinfegte, nicht widerstanden. Als Organisatoren der Verwaltung sind diesem Soldatenkönige unter allen Staatsmännern der neuen Geschichte nur zwei ebenbürtig: der erste Konsul Bonaparte und der Freiherr vom Stein. Er verband mit der Kühnheit des Neuerers den peinlich genauen Ordnungssinn des sparsamen Hausvaters, dem weder die schwarz-undweißen Heftfäden der Aktenbündel noch die Gamaschenknöpfe der Grenadiere entgingen; er faßte verwegene Pläne, die erst das neunzehnte Jahrhundert zu vollführen vermocht hat, und hielt doch im Handeln mit sicherm Blicke die Grenzen des Möglichen ein. Sein

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 249

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
249 prosaischer, auf das handgreiflich Nützliche gerichteter Sinn ging andere Wege als die schwungvolle Heldengröße des Großvaters, doch mitten im Sorgen für das Kleinste und Nächste bewahrte er stets das Bewußtsein von der stolzen Bestimmung seines Staates; er wußte, daß er die Kräfte des Volkes sammle und bilde für die Entscheidungsstunden einer größeren Zukunft und sagte oft: „Ich weiß wohl, in Wien und Dresden nennen sie mich einen Psennigklauber und Pedanten, aber meinen Enkeln wird es zu gute kommen!" Zu der Steuerpflicht, welche der Große Kurfürst seinen Unterthanen auferlegte, fügte Friedrich Wilhelm I. die Wehrpflicht und die Schulpflicht hinzu; er stellte also die Dreizahl jener allgemeinen Bürgerpflichten fest, welche Preußens Volk zur lebendigen Vaterlandsliebe erzogen haben. Ahnungslos brach sein in der Beschränktheit gewaltiger Geist die Bahn für eine strenge, dem Bürgersinn des Altertums verwandte Staatsgesinnung. Der altgermanische Gedanke des Waffendienstes aller wehrbaren Männer war in den kampfgewohnten deutschen Ostmarken selbst während der Zeiten der Söldnerheere niemals ganz ausgestorben. In Ostpreußen bestanden noch bis ins achtzehnte Jahrhundert die Trümmer der alten Landwehr der Wybranzen, und Friedrich I. unternahm, eine Landmiliz für den gesamten Staat zu bilden. Vor dem Soldatenauge seines Sohnes fanden solche Versuche ungeregelter Volksbewaffnung keine Gnade. König Friedrich Wilhelm kannte die Überlegenheit wohlgeschulter stehender Heere; er sah, daß sein Staat nur durch die Anspannung aller Kräfte bestehen und doch die Kosten der Werbung auf die Dauer nicht erschwingen konnte. Wie ihm überall hinter dem Gebote der politischen Pflicht jede andere Rücksicht zurücktrat, so gelaugte er zu dem kühnen Schlüsse, daß alle Preußen durch die Schule des stehenden Heeres gehen müßten. Von den politischen Denkern der jüngsten Jahrhunderte hatten allein Macchiavelli und Spinoza den einfach großen Gedanken der allgemeinen Wehrpflicht zu verteidigen gewagt; beide schöpften ihn aus der Geschichte des Altertums, beide blieben unverstanden von den Zeitgenossen. Die Not des Staatshaushaltes und eine instinktive Erkenntnis der Natur seines Staates führten dann den derben Praktiker auf Preußens Throne zu derselben Ansicht, obgleich er von der sittlichen Kraft eines nationalen Heeres nur wenig ahnte. Er zuerst unter den Staatsmännern des neuen Europas sprach den Grundsatz aus: „Jeder Unterthan wird für die Waffen geboren" und arbeitete sein Leben lang, sich diesem Ideal

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. VIII

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Viii Vierter Abschnitt: Die Hexenprozesse. Hexenglanben 138 — Der „Hexenhammer" 139 — Gerichtliches Verfahren gegen die Hexen 140 — Der Prozeß gegen die Mutter des Astronomen Kepler 141 — Gegner der Hexenprozesse 144. Fünfter Abschnitt: Die städtische und die ländliche Bevölkerung zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Zustand der Städte 145 — Leben 'der Bürger 147 — Der Fall Magdeburgs 150 — Zustand der Dörfer um 1618 163 '— Das Lebeu der Bauern 164. S e ch st e r Abschnitt: Der C'inflnsz des Krieges auf die Kultur und das Geistesleben in Deutschland. Abnahme der Bevölkerang 169 — Einfluß auf die Landwirtschaft 169 — Einfluß auf Handel und Gewerbe 170 — Schilderungen von Chronisten 172 — Einfluß auf das Geistesleben 176 — Aus-und Borblick 184. Siebenter Zeitraum. Die Zeit der unumschränkten Hürstengewall. Erster Abschnitt: Politische Übersicht. Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1667 bis 1697 186 — Die Türkenkriege Österreichs 186 — Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640—1688 187 — König Friedrich J. (bis 1701 Kurfürst Friedrich Iii.) 1688—1713 188 — Friedrich Wilhelm I. 1713—1740 188 — Österreich unter Leopold, Joseph I. und Karl Vi. 189. Zweiter Abschnitt: Kaiser, Reich und Bürgertum nach dem dreißigjährigen Kriege. Äußere Lage des Reiches 190 — Verfassung des Reiches 191' — Reichstag und Reichskammergericht 193 — Folgen dieses Zustandes 194. Dritter Abschnitt: Die innere Entwickelung Brandenburg-Preußens unter dem Groszen Kurfürsten, Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. Die geschichtliche Bedeutung Brandenburg-Preußens 212 — Die Politik des Großen Kurfürsten 215 — Der Große Kurfürst als Landesvater 218 ■— Erhebung Preußens zum Königreich 228 — Das geistige Leben am Hose Friedrichs I. 234 — König Friedrichs Regierang im Innern 240 — Die Staatsverwaltung Friedrich Wilhelms I. 247. Vierter Abschnitt: Das gesellschaftliche Leben im siebzehnten Jahrhundert. Fürsten, Adel, Bürger und Bauern 255 — Das Bürgerhaus 263. Fünfter Abschnitt: Das geistige Leben des ficbzcntcn Jahrhunderts. Allgemeiner Überblies 267 — Die Einwirkungen der fremden Philosophie 269 — Der Pietismus 269 — Die Versuche der Kircheneinigung 270 — Die Wissenschaft 271 — Die Dichtung 274 — Gottsched, Bodmer und Breitinger 279 — Rabener, Gelfert 280 — Musik 281 — Bildende Kunst 283 — Die Gelehrtenschule 284 — Erneuerung der Volksschule 285 — Die pädagogische Thätigkeit August Hermann Franckes 286 — Die Universitäten und die Studenten 287 — Aus- und Vorblick 288.
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